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For all the Ghosts that are never gone

von

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Kapitel 16: Der Schwarzwasser See

Unserer Gruppe hatte sich gespalten in mehr als nur zwei Lager. Zu einem waren da Hannah und ich, die die ganze Thematik um Richy nicht mehr totschweigen wollten. Dann waren da Jessy und Thomas, die unser Verhalten dahingehend missinterpretieren, dass Hannah und ich beschlossen hätten, Richy bedingungslos alles zu verzeihen. Für mich gab es schon einen gewaltigen Unterschied, ihm zu glauben, dass es ihm leidtat, was er angerichtet hatte und ihm alle seine schlimmen Taten zu verzeihen. Bisher kannte ich nicht einmal die Antwort, ob ich das jemals können würde.

Dass Jessy mich nun mit Schweigen strafte, hatte da Feuer meiner emotionalen Hölle erst recht entfacht. Die letzten anderthalb Stunden waren meinen Gedanken von dem Wunsch getrieben, wieder nach Hause fahren zu wollen. Keine Ahnung, wie oft in dieser Zeit den Chat mit Phil geöffnet hatte, um ihn darum zu bitten, mich zum Bahnhof zu bringen. Geschrieben hatte ich diesen Wunsch nie.

Lediglich war ich in der Lage gewesen, ihm zuschreiben, dass ich am Abend gerne mit ihm telefonieren wollte. Wahrscheinlich aus der absurden Hoffnung heraus, Jake würde immer noch sein irgendwann Versprechen wahr machen.

In Duskwood bleiben hieß daran festzuhalten.

Nach Hause fahren bedeute loszulassen.

In dieser Hinsicht war ich nicht besser Jessy.

Immer noch hing ich an der Scheinwelt fest, dass wenigstens in diesem Punkt am Ende noch alles gut werden würde. Statt endlich die bittere Realität endlich ins Auge zu sehen. Der rationale Teil in meinem Gehirn hatte es aber geschafft, die Frist auf heute Abend zusetzen. Egal wie sehr der emotionale Teil meines Gehirns auch dagegen rebellieren zu vermag. Ich wusste, dass auch dieser am Ende dankbar dafür sein würde, endlich die Chance zu bekommen loszulassen.

Was sollte ich noch hier, wenn meine Freundschaften gerade zerbrachen.

Auch die Beziehung zwischen Thomas und Hannah bröckelte immer mehr. In den letzten Tagen wurde ich Zeuge, wie seine Überfürsorglichkeit Hannah regelrecht erstickte. Mittlerweile dadurch, dass Thomas sie buchstäblich dazu drängte, Richy Existenz weiterhin zu leugnen, war es Hannah, die Thomas komplett ignorierte.

Ich hatte keine besonders positive Prognose für deren Zukunft. Da ich bei weitem nicht glaubt, dass Thomas mit alle den negativ belastenden Themen, die Hannah umgaben, umgehen konnte. Dafür war viel zu harmoniebedürftig und blind für Hannahs Bedürfnisse. Es musste schwer seinen für seinen Partner immer die heile Welt vorspielen zu müssen, weil dieser mit ihren Depressionen keineswegs umgehen konnte.

Vielleicht wenn ich Duskwood verlasse und Hannah durch mich nicht jeden Tag daran erinnert werden würde, was passiert war, gab es vielleicht noch Hoffnung.

Auch Cleo und Dan waren von Hannah Vorschlag nicht begeistert gewesen. Jedoch ließen sie es uns nicht so spüren, wie Jessy es bei mir tat. Natürlich ließ es Dan sich nicht nehmen, hin und wieder einen seiner sarkastischen Sprüche loszulassen. Wahrscheinlich würde er implodieren, wenn er am Tag nicht eine Mindestanzahl erreichte. Cleo hatte wiederum angefangen, so langsam unsere Sachen wieder in die Autos zu beladen. Ich vermutete eine Bewältigungsstrategie, um der unangenehmen Stille zu entkommen.

Wenn der Grill schon kalt wäre, hätte sie diesen auch sicherlich im Eiltempo in ihrem Kofferraum verfrachtet und wir hätten längst die Heimreise angetreten. Bestimmt würde ich dann jetzt auch schon meinen Koffer packen.

Und würde endlich nach Hause fahren…

Lilly hatte sich zwar auf die Seite von mir und Hannah geschlagen. Doch glaubte ich nicht, dass sie dies tat, weil sie uns zustimmte. Sie mied das Thema Richy genauso wie die anderen. Über ihre genauen Beweggründe konnte ich nur mutmaßen.

Vielleicht wollte sie keinen Streit mit Hannah und mir?

Oder nur nicht mit mir?

Es könnte ja sein, dass sie immer noch befürchtete, dass unsere Freundschaft auf wackeligen Beinen stand. Nur wegen dem Video, das sie damals gepostet hatte. Dabei hatte ich ihr diesen Fehler doch längst verziehen. Ehrlichweise wusste ich nicht mal, ob ich an ihrer Stelle nicht genauso gehandelt hätte. Außerdem musste man Lilly eine Sache zugutehalten, statt mich mit einer Ausredenparade zu bombardieren, stand sie für ihren Fehler gerade und versuchte Schadensbegrenzung zu erzielen.

Oder Lilly hatte meine Ambition dahingehend falsch interpretiert, dass ich nun endlich bereit war, mit ihr über Jake zureden. Sonst hatte ich es immer wieder geschafft, in den letzten Tagen Ausflüchte zu finden, warum ich nicht über ihren Halbbruder reden wollte.

Jetzt jedoch hatte ich mich selbst in diese Situation verfrachtet und konnte keine Ausreden mehr finden. Egal wie sehr mir allein nur bei seinem Namen mein Herz zertrümmert wurde. Auf der anderen Seite war ich es Lilly aber auch irgendwie schuldig mit ihr über dieses Thema zusprechen.

Außer mit mir konnte sie mit niemanden darüber sprechen. Und auch für sie war der Verlust von Jake auch kaum zu ertragen. Schließlich wurde ihr der Halbbruder genommen, bevor sie überhaupt die Chance hatte, eine Verbindung zu ihm aufzubauen. Etwas, dass sie sich wohl sehr gewünscht hatte.

„Und wenn wir die Leute in Duskwood fragen, ob sie jemanden gesehen haben, der auf seine Beschreibung passt?“, schlug Lilly in einem Anflug von Optimismus vor.

„Lilly…“, mahnte Hannah. Es wirkte beinah so, als wollte sie noch weniger als ich über dieses Thema sprechen. Auch hier kote ich über ihre wahren Beweggründe nur mutmaßen. Ich wusste nicht, ob sie sich mit verantwortlich fühlte mit dem, was auch immer mit Jake passiert war. Oder ob da vielleicht doch noch verletzte Gefühle für den damaligen kalten Kontaktabbruch seinerseits bestanden. Auch wenn sie jetzt Thomas hatte und Jake damals einen sehr guten Grund hatte, sich von Hannah zu distanzieren, blieb doch, dass sie Gefühle für ihn gehabt hatte. Ohne jemals die Wahrheit zu kennen.

Ich wiederum antworte auf Lilly Vorschlag nur mit einem Seufzen.

„Es ist doch besser als gar nichts zu tun.“, entgegnete Lilly fast schon patzig.

„Wir könnten ihn dadurch aber noch mehr in Gefahr bringen.“, meinte ich emotionslos.

„Wie meinst du das?“, hakte Lilly nach.

„Na, ganz einfach. Sollten wir eine Spur zu Jake haben, wird das FBI diese auch bekommen.“, meine Stimme weiterhin ohne jegliche Emotionen. In meinem Kopf war ich schon unzählige Möglichkeiten durchgegangen und alle waren aussichtslos. „Ich meine, wenn Jake nicht gefunden werden möchte, hat er Mittel und Weg dazu, dass dies nicht geschieht. Und das FBI hat deutlich besser Möglichkeiten als wir.“

„Aber irgendwas müssen wir doch tun können!“, kam es verzweifelt von Lilly. Dieses Mal war es Dan, der mit einem genervten Stöhnen Lillys Aussage kommentierte. Irgendwie erschreckte, dass er uns wohl die ganze Zeit belauschte.

Obwohl, wer war ich schon, um darüber zu urteilen.

Ich war jedoch froh, dass Dan sich nicht weiter in die Konversation einklinkte. Seine Missgunst gegen Jake war fast noch unerträglicher als Lillys Optimismus.

„Wenn er überhaupt noch lebt…“, ich war selbst überrascht, dass meine Stimme auch bei diesen Worten noch so emotionslos blieb. Wahrscheinlich hatte ich mich wirklich schon mit diesem Gedanken abgefunden. Denn auch mein Entschluss, Duskwood heute Abend den Rücken zukehren, wurde stärker.

„Sie haben aber seine Leiche nicht gefunden. Das heißt, er lebt noch! Er ist irgendwo da draußen und sucht nach dir. Ganz sicher!“, eigentlich wollte Lilly mit ihren Worten mir Hoffnung machen, doch sie erreichte das genaue Gegenteil. Schließlich wurde mir immer mehr bewusst, dass die Zeichen für Hoffnung schon zu lange erloschen waren.

Ich schüttelte den Kopf: „Offiziell gibt es keine Leiche. Das FBI hat sicherlich großes Interesse daran, die Angelegenheit zu vertuschen und -“

„Aber Richy lebt auch noch! Vielleicht hat Jake ihn ja gerettet!“, unterbrach Lilly mich.

„Und wurde dann direkt vom FBI festgenommen.“, entgegnete ich

„Das kannst du nicht wissen! Vielleicht ist er entkommen.“, ein weiterer Versuch von Lilly, mir Hoffnung zu machen.

„Dann würde er mir das nicht antun. Sich nicht zu melden und mich zwei Monate in Ungewissheit lassen.“, meine Stimme war nun nicht mehr emotionslos, sondern verzweifelt. Immer mehr wurde mir bewusst, dass jeder Hoffnungsschimmer, der aufkam, vergebens war. „Lilly, ich weiß, du meinst es gut, aber ich muss langsam versuchen loszulassen. Den egal wie wir es versuchen zu drehen und zu wenden. Jake ist weg. Warum auch immer. Aber er wird dieses Mal nicht zurückkommen.“

Lilly sah mich mit traurigen Augen an. Ich merkte, dass sie mir erneut widersprechen wollte, doch dass auch nun ihr die Argumente ausgegangen war.

„Ich glaube noch daran, dass er wiederkommt.“, nuschelte sie nach einigen Minuten des Schweigens.

Doch weder Hannah noch ich gingen dieses Mal darauf ein. Stattdessen hatte Hannah ihr Smartphone herausgeholt und scrollte darin.

Und dann startete die Musik.

„Uhh… Wer hat Taylor Swift reingepackt“, kommentierte Dan.

Ich hob meinen Zeigefinger, um ihm zu signalisieren, dass er warten sollte.

„It's me“, als diese Textzeile kam, begann ich mitzusingen und deutete auf mich.

„Hi!“, jetzt winkte ich Dan kurz zu.

„I'm the problem, it's me“, wieder deute ich auf mich, dieses Mal mit einem breiten Grinsen.

„Selten hat mich ein Mensch so sehr enttäuscht.“, lacht Dan seine Anspielung auf den Bruch in meinem Musikgeschmack. Dabei wären die Lyrics von Anti-Hero mit einer rockigeren Musik genau mein Geschmack.

„At teatime, Everybody agrees“, stieg Hannah nun mit ein. Ich war dankbar für diese Form von Ablenkung. Sicherlich hatte sie schon Erfahrung damit, sich von negativen Themen und Gedanken abzulenken.

Hannah war aufgestanden und reichte mir ihre Hand. Etwas irritiert ließ ich mich von ihr hochziehen.

Weiterhin sang sie bei dem Song mit und bewegte sich rhythmisch zur Musik. Auch ich stieg dazu ein, wenn auch zögerlich. Mit dem nächsten Lied hatte ich aber auch meine Hemmungen verloren.

„Baby, is this love for real?“, grölte ich Hannah die erste Zeile von Beating Hearts Baby entgegen.

„Let me in your arms to feel, oh“, sang sie die zweite Zeile.

„Your beating heart, baby“, ich genoss die Unbeschwertheit des Momentes. Alles, was mich gerade belastete, der Streit mit Jessy, Jakes Verschwinden, fiel einfach von mir ab.

Dank Hannah

***

Er hatte den Waldrand erreicht. Die Nervosität durchströmte seine Körper. Kurz schloss er die Augen und atmete tief ein. Er hatte die kleine Gruppe schon gesehen, er hatte sie gesehen.

Gesehen, wie sie mit seiner Halbschwester fröhlich tanzte.

Es war schon beeindruckend, wie sie es schaffte, so schnell von jedem ins Herz geschlossen zu werden. Umso unverständlich war es für ihm, dass sie sich ausgerechnet in ihn verliebt haben sollte.

Doch da war nun mal diese letzte Nachricht von ihr…

Von der er doch so sehr hoffte, dass sich dieser Umstand in den letzten Wochen nicht geändert hatte.

Mit seinem nächsten Atemzug nahm er all seinen Mut zusammen und schritt auf die Gruppe zu.

***

Kaum hörbar näherten sich uns Schritte. Ich selbst war zu sehr in der Musik gefangen, um dies überhaupt zu bemerken. Selbst das schüchterne Hallo der unbekannten Männer Stimme nahm ich kaum wahr. Doch dann hörte ich Hannahs überraschte Stimme: „Jake?“

Es ließ mir das Blut in den Adern erfrieren. In einem Rausch von Angst und Glücksgefühlen wandte ich meinen Blick in die Richtung, in die Hannahs Worte gingen.

Das stand ein Mann.

Etwa in unserem Alter.

Seine grauen Turnschuhe, bei denen ich mir nicht sicher war, ob dies die ursprüngliche Farbe an jeder Stelle waren, wiesen deutliche Gerbrauchspüren auf. Nicht nur, dass sich die Sohle an einigen Stellen löst, auch die Nähte waren an mehr als nur einer Stelle aufgeplatzt. Die Enden seiner Schnürsenkel verbargen nicht die matschigen Wege, an die er entlanggelaufen sein musste.

Auch seine Jeans war an den unteren Hosenbeinen gesprenkelt mit kleinen feinen Matschflecken. Genauso wie seine Schuhe konnte man die Gebrauchsspuren seiner Jeans weniger ein beabsichtigter Used-Look zuschreiben. Am markantesten war dabei wohl die aufgerissene Stelle an seinem linken Knie.

Genauso der schwarze Hoodie, sein Markenzeichen, hatte seine besten Tage hinter sich. Der Saum war über und über mit kleinen Rissen versehen. Kleine getrocknete Schlammreste verrieten das eigentliche Ausmaß der Verschmutzung.

Seine breite und zugleich kräftige Statur konnte ich mir damals von unserem ersten telefonischen Kontakt herleiten. Doch jetzt sah ich auch, dass er fast 10 cm größer war als ich.

Doch im Gegensatz zu damals war seine Kapuze nicht tief ins Gesicht gezogen. Stattdessen zeigte sich sein zerzauster schwarzer Haarschopf. Einzelne leicht gelockte Haarsträhnen hingen knapp über die Gläser seiner Brille. Der dunkle quadratische Rahmen betonte besonders seine meerblauen Augen.

Sein Gesicht war zwar markant, aber hatte ähnlich weiche, liebevolle Gesichtszüge wie die seine Schwestern. Sein rechter Mundwinkel formte ein unsicheres Lächeln. Das Grübchen, das sich dabei bildete, gab ihm einen unschuldigen Eindruck.

„Das ist Hackerboy?!“, Dans Stimme hörte sich meilenweit entfernt an.

Alles in meinem Kopf drehte sich. Viel zu schnell versucht mein Gehirn diese Informationen zu verarbeiten. Aus Angst, er würde im nächsten Moment in Nichts verschwinden.

Wahrscheinlich auch, weil es sich gerade für mich anfühlte, als wären wir beide in einer Art Paralleluniversum, einer Blase, die uns von diesem Planeten trennte.

„Jake?“, hauchte ich fast tonlos und doch nickte er zustimmend. Meine Lippen kräuselten sich. Jeder Schritt, den ich auf ihn zutrat, fühlte sich an, als würde ich eine tonnenschwere Last mit mir tragen.

Das voll besetzte Gedankenkarussell drehte sich auf Höchstgeschwindigkeit.

Er stand da.

Er lebte.

Augenscheinlich.

Er war unverletzt…

Ihm ging es gut…

Er war nicht im Gefängnis...

Er war in Freiheit!

Er stand einfach da und lächelte mich so süß und schüchtern an.

Einfach so…

Nach zwei Monaten…

Doch das Gefühl in meinem Bauch waren keine Schmetterlinge.

Nein…

Dort brodelte die Wut in mir.

Zwei Monate…

Die ganze Zeit ging es ihm gut. Während sich mein Kopf sämtliche Horrorszenarien über sein Schicksal ausgemalt hatte.

Tausende Mal war ich in meinem Kopf sein Ableben durchgegangen.

Die Art wie…

Seine Gedanken dabei…

Die Schmerzen, die er währenddessen durchleiden musste....

In den ganzen zwei Monate, in denen Funkstille herrschte, bin ich es immer du immer wieder durchgegangen.

Für Nichts…

Ich konnte selbst nicht erklären, doch plötzlich war da sein erschrockener Gesichtsausdruck. Der Schmerz in meiner Handfläche und dessen Abdruck auf seiner Wange.

Meine Sicht war zugleich auch verschwommen. Ich spürte die heißen Tränen über meine Wange laufen.

Jedoch, im nächsten Moment fand ich auch schon mein Gesicht in seiner Halsbeuge wieder.

„[MC]?“, flüsterte er unsicher.

Wahrscheinlich wollte er noch mehr sagen, schließlich hatte ich seinen Atem an meinem Ohr gespürt. Doch mein immer intensiver werdendes Schluchzen hielt ihn wohl davon ab.

In meiner Verzweiflung klammerte ich mich krampfhaft an ihn. Immer mehr drückte ich meinen Körper an seinen. Den je näher ich ihm kam, desto mehr ich von ihm spürte, wurde mir klar, was dies alles bedeutete.

Jake war am Leben.

Wirklich am Leben!

Ich spürte, wie er vorsichtig seinen Armen um meine Taille schloss und mich sanft noch näher an ihn drückte. Immer stärker werdende Tränen fanden ihren Weg von meinen Augen in seine Halsbeuge und befreiten mich von den ganzen negativen Emotionen, die ich wegen seinem Verschwinden durchlebt hatte.

„Du lebst. “, schluchzte ich. Es hatte noch eine ganze Weile, bis mir die wahre Bedeutung der Worte, Jake lebt, klar geworden war.

***

Seine rechte Wange brannte. Sie hatte ordentlich Kraft in den Schlag gesetzt. Doch bei weitem war dies nicht so schlimm als die Erkenntnis, welches leid er über sie gebracht hatte. Denn ihre Tränen der Verzweiflung schmerzten so unendlich mehr.

Nur zögerlich konnte er ihre Umarmung erwidern. Fast schon schämte er sich für den erleichterten Gedanken, dass er am gestrigen Abend noch die Gelegenheit hatte zu duschen. Seine Kleidung wurde in den letzten zwei Monaten zu dem beißenden metallischen Geruch von verbranntem Benzin noch der Geruch von Schweiß und dem modrigen Waldboden ergänzt.

Doch war jetzt eigentlich gar nicht mehr wichtig. Alles, was zählte, war, den emotionalen Schaden seiner Abwesenheit einzugrenzen. Bei weitem konnte er nicht leugnen, dass sich eine gewisse Form von Wohlbefinden in ihm breitmachte, als er ihren Körper an seinen drückte.

Bei weitem konnte er nicht leugnen, dass auch er ihre physische Nähe brauchte. Die ganzen Ausmaße seiner Sehnsucht wurden ihm erste jetzt wirklich bewusst.

„Du lebst“, ihre verweinte Stimme war schwach, doch konnte er die Vehemenz ihrer Erleichterung spüren.

„Ja…“, hauchte er und löste somit noch einen gewaltigen Wasserfall an Tränen bei ihr aus. Jedoch konnte auch er seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Vereinzelt liefen die feinen Tropfen über seine Wangen.

„Es tut mir so leid…“, beteuerte er seine Reue und war zugleich gezwungen, ihren Körper noch fester zuhalten. Es wirkte fast schon so, als würden ihre Gefühle ihr die letzte Kraft nehmen.

„So unendlich leid…“



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